Baur / Stürner - Sachenrecht

Im Gegensatz zum Schuldrecht zeichnet sich das Sachenrecht in vielerlei Hinsicht durch Beständigkeit aus. Nur so lässt sich erklären, dass seit der Vorauflage des Standardwerks zum Sachenrecht von Baur/Stürner ganze zehn Jahre vergangen sind. Mit der 18. Auflage werden dadurch wichtige Meilensteine wie die Schuldrechtsreform sowie europarechtliche Einflüsse etwa im Verbraucherschutzrecht erstmals berücksichtigt. Die Darstellung eignet sich gleichermaßen für fortgeschrittene Studierende, Referendare und Praktiker (wie hier später noch verdeutlicht werden soll) und ist damit sowohl Lehrbuch als auch wissenschaftlich fundiertes Nachschlagewerk. Gerade Studierende erhalten mit diesem Lehrbuch einen ungemein verständlichen Einstieg in das weite Gebiet des Sachenrechts. Erfahrungsgemäß sind deren Ängste vor Klausuren zum Mobiliar- und Liegenschaftsrecht groß, so dass auch nur ein "großes" Lehrbuch diese nehmen kann.

Aufgrund der systematischen Herangehensweise der Autoren, die in kleinen Schritten das gesamte Rechtsgebiet behutsam aufschlüsseln, werden auch die komplexen Problemfelder nach und nach klarer - eine Leistung, die die meisten Kurzlehrbücher wegen ihrer Konzeption nicht erbringen können. Der Seitenumfang sollte keinesfalls abschrecken: Zum einen geben die Autoren nach dem Inhaltsverzeichnis (LVIII) eine Aufstellung über den unabdingbaren Kernstoff für das Examen und zum anderen ist nur so der Platz vorhanden, den Stoff wirklich verständlich zu machen. Es muss also nicht das gesamte Buch von vorn bis hinten durchgearbeitet werden, sondern es gibt auch zahlreiche Kapitel, die lediglich der Wissensergänzung und Befriedigung wissenschaftlicher Neugier dienen. Besonders diese Vielseitigkeit macht den Lesestoff für verschiedene Zielgruppen gleichermaßen attraktiv und unterstreicht zudem die Langlebigkeit der Anschaffung.

Die Darstellung wertet neben der Literatur ferner die gesamte wesentliche Rechtsprechung bis zum Herbst 2008 aus. Behandelt werden neben den allgemeinen sachenrechtlichen Grundsätzen umfassend und wissenschaftlich fundiert das Liegenschafts- und Fahrnisrecht einschließlich der Bezüge zu benachbarten Rechtsgebieten.

Das Lehrbuch untergliedert sich in sieben große Abschnitte. Nach einer Einführung folgt ein Abschnitt zu allgemeinen Lehren, die für Liegenschafts- und Mobiliarsachen gleichermaßen gelten. Der dritte und größte Abschnitt widmet sich dem Liegenschaftsrecht, insbesondere dem Eigentum und Grundbuch, weiterhin den Nutzungsrechten an Grundstücken sowie den Sicherungsrechten (Grundpfandrechte, Hypothek, Grundschuld) daran. Der vierte Abschnitt wendet sich daran anschließend dem Mobiliarsachenrecht zu und stellt wie schon für das Immobiliarsachenrecht das Eigentum, Nutzungsrechte und Sicherungsrechte an diesen vor. Ein fünfter Abschnitt beschäftigt sich mit den Rechten an Rechten. Trotz oder gerade wegen seines rechtsgeschichtlichen Charakters wurde auch der sechste Abschnitt beibehalten, der sich mit dem Sachenrecht der neuen Bundesländer beschäftigt; nicht zuletzt aufgrund ihrer grundsätzlichen Konflikte, die bis heute die höchsten deutschen und europäischen Gerichte beschäftigen. Neu hinzugefügt wurde ein Abschnitt (VII) zur Sachenrechtsvergleichung und zur europäischen und weltweiten Sachenrechtsharmonisierung sowie dem internationalen Sachenrecht. Dieser Kontext bestimmt nicht nur die Reformdiskussionen entscheidend mit, sondern betont den wissenschaftlichen und den Aktualitätsanspruch des Werkes.

Das Werk genügt auch von der Aufmachung her höchsten Ansprüchen: Textbild und Struktur sind vorbildlich. Zahlreiche Übersichten verdeutlichen die Ausführungen zusätzlich. Überaus veranschaulicht wird die teils komplizierte Materie durch zahlreiche Fallbeispiele, die oftmals der höchstrichterlichen Rechtsprechung nachgebildet sind und die üblichen Problemfelder gut abdecken. Im Anhang sind zudem verschiedene Formulare und Muster abgedruckt, u.a. ein Grundbuchauszug und ein Hypothekenbrief.

Mit der 18. Auflage wurde das Werk gründlich überarbeitet und auf den neuesten Stand von Gesetzgebung, Judikatur und Literatur gebracht. Eingearbeitet sind u.a. im Grundstücksrecht die Änderungen im Recht der Grundpfandrechte, die durch das FGG-Reformgesetz bedingte Änderungen des Grundbuchverfahrens sowie im Bereich des Wohneigentums, Änderungen des Verbraucherdarlehensrechts mit seiner europarechtlichen Grundlegung und der Wirkung auf das Recht der Immobiliar- und Mobiliarsicherheiten. Eine Vielzahl neuer Fallbeispiele soll zum Verständnis der Rechtsentwicklungen beitragen.

Fazit: In den mehr als 50 Jahren seit Erscheinen der Erstauflage im Jahr 1960 hat sich der Baur/Stürner zum uneingeschränkten Standardwerk im Sachenrecht profiliert. Durch diese Neuauflage wurden so zahlreiche Änderungen eingearbeitet, wie bei kaum einem anderen Werk in letzter Zeit. Dies sollte zum Anlass genommen werden, seine Rechtsbibliothek auf den neuesten Stand zu bringen. In jeder Hinsicht eine lohnende Investition!

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